Traditionelle Chinesische Medizin

Die chinesische Medizin ist das älteste kontinuierlich festgehaltene medizinische System, dem ein präzises, bestimmbares Verfahren der Diagnose und Behandlung inne wohnt. Statt Krankheiten zu benennen, beschreibt und kategoriert die TCM Muster aus Symptomen und Zeichen, die sich unter gewissen Umständen manifestiert haben. Die Diagnose ergibt sich aus dem Zusammenspiel von Informationen aus der Puls- und Zungenqualität sowie der Beobachtung und Befragung. Herbalisten verfügen über mehr als 5000 Arzneimittel, während Akupunkturisten von 2000 Körperpunkten wählen können.

TCM Grundlagen

Die TCM besitzt ein spezielles Verfahren, das die Gesamtheit der diagnostischen Zeichen zu sogenannten Muster zusammenfasst. Da ein Muster sowohl den Zustand des Patienten als auch Ursache und Umstände seiner Krankheit miteinbezieht, bestimmt es auch die direkte individuelle Therapie. Das fundamentale Therapieprinzip in der TCM ist die Wiederherstellung des Gleichgewichts oder Harmonisierung der Störung. Arznei- oder Akupunkturtherapie werden so ausgewählt und zusammengestellt, dass sie der diagnostizierten Krankheit (Muster) entgegenwirken.

Die wichtigsten Therapieprinzipien sind den Zitaten des Klassikers ‚Huang Nei Jing’ zu entnehmen:

  • Ein Übermass an Hitze (Yang) wird mit Kälte (Yin) bekämpft
  • Ein Übermass an Kälte (Yin)  wird mit Hitze (Yang) bekämpft
  • Bei Mangelzuständen (Xu) wird tonisiert
  • Bei Fülle (Shi) oder Stagnation wird abgeleitet oder harmonisiert
  • Eingedrungene pathogene Faktoren werden nach aussen eliminiert

Lautet das Muster beispielsweise Milz und Nieren Yang Mangel (=Kälte) mit Feuchtigkeitsansammlung so bedeutet dies für die Therapie: Milz und Nieren wärmen und stärken und Feuchtigkeit beseitigen.

TCM Diagnostik und Anamnese

Bei der traditionellen chinesischen Diagnose kommt man ohne technische Hilfsmittel aus. 

Bei der Betrachtung der aktuellen Probleme ist neben der genauen Lokalisation, dem Auslösermechanismus und Hinweise auf mögliche pathogene Faktoren (‚War es kalt / feucht / …. als die Rückenschmerzen auftraten?’) auch die subjektive Beschreibung durch den Patienten von grosser Bedeutung. Fragen nach modulierenden Faktoren, so z.B.: ‚Wie ändert sich das Symptom auf Hitze, Kälte, Bewegung oder Druck?’ und ‚Was verbessert, was verschlechtert das Symptom?’, geben weitere wichtige Hinweise für die Diagnostik.

Zur Einschätzung der vegetativen Reaktionslage werden folgende Kategorien ausführlich abgefragt: Schlaf, Verdauung, Ess- und Trinkverhalten, Schwitzen, Vitalität, Kälte und Wärmeempfinden, emotionale-seelische Verfassung.

Bei Frauen wird insbesondere auf den Zyklus eingegangen. Es wird nach der Menstruation, Ovulation, Follikular-, und Lutealphase, nach dem Verlauf eventueller Schwangerschaften oder nach menopausalen Befunden gefragt.

Puls- und Zungendiagnose dienen hierbei als spezielle Techniken. Die Chinesische Pulstastung erfolgt zwar auch an der Arteria riadialis, unterscheidet sich jedoch wesentlich von der im Westen gebräuchlichen Methode der Pulsfrequenzbestimmung (z.B. 80 Schläge /Min). Uns TCM Therapeuten geht es um die Qualität der Pulswelle für deren Beschreibung 28 verschiedene Bezeichnungen zur Verfügung stehen. Man unterscheidet zwischen, feinen, vollen, leerem, saitenförmigen, gespannten oder schlüpfrigen Puls. Auch unterscheidet man zwischen tiefen, in mittlerer Lage oder oberflächlichen Puls. Er wird an sechs verschiedenen Positionen ertastet, die den Organen Herz, Leber, Nieren, Lunge und Milz und deren Funktionskreisen zugeordnet sind.

Die Zunge steht in Verbindung mit dem körperinneren Organsystem und dient so als innerer Spiegel. Man spricht in der TCM auch vom Funktionskreis des Organs. Darunter versteht man, die in Bezug stehenden, bestimmten Krankheitssymptome und die psychisch-emotionale Reaktionsweise jedes einzelnen Organs.

TCM Behandlung

a) Methode Akupunktur

Eingebettet in das System der Traditionellen Chinesischen Medizin wird die Akupunktur seit über 2500 Jahren vor allem im asiatischen Raum zur Therapie und Prophylaxe  von Krankheiten eingesetzt. In den vergangenen Jahrzehnten wurde sie auch im westlichen Kulturkreisen bekannt und hat sich inzwischen als eine der populärsten Therapieformen etabliert.

Die traditionelle Akupunktur sieht den Menschen als ein System, im dem das Körperliche, das Mentale und das Emotionale ineinander greifen. Die Vitalenergie oder auch das körperliche Qi genannt fliest frei zwischen den gegenseitig abhängigen Dimensionen eines Individuums und wenn diese Energie blockiert wird oder nicht frei fliesen kann, entstehen Krankheiten. Die Akupunktur ist eine Behandlungsmethode, bei der therapeutische Reize auf spezifische Punkte der Körperoberfläche ausgeübt werden. Diese Akupunkturpunkte sind in Form systematisch verteilter Punkteketten, die sogenannten Leitbahnen, oder auch Meridiane angeordnet. Diese Meridiane bilden wiederum die Schnittstelle zu den sogenannten Funktionskreisen der Organe. Das Ziel der TCM Akupunktur ist die Wiederherstellung des freien Flusses des Qi, des Gleichgewichts und die Förderung des eigenen Selbstheilungsprozesses. Dies wird mit ultra-feinen, sterilen Einwegnadeln erreicht, die in die spezifischen Punkte eingeführt werden. Akupunktur Therapeuten verfügen über 2000 Punkten, wobei die auf den Hauptleitbahnen liegenden 360 Punkte plus weitere 20 Extrapunkte am häufigsten gebraucht werden.

Es gibt verschiedene Akupunkturtechniken und verwandte Therapieformen der Akupunktur die während einer Behandlung angewendet werden. Die Laser-Akupunktur ist absolut schmerzfrei. Sie wird bei Kindern und sehr schmerzempfindlichen Erwachsenen eingesetzt. Die Elektro-Akupunktur arbeitet mit sehr schwachen elektrischen Impulsen, die dem Körper durch die Nadeln zugeführt werden. Die Moxibustion wärmt die Akupunkturpunkte durch das Abbrennen von getrockneten Blättern der Artemisia vulgaris (Beifuss). Ein Punkt kann auch mit so genannten Moxazigarren, das sind aus Beifussblättern gedrehte Stangen, erwärmt werden. Beim Schröpfen werden die Meridiane mit Schröpfgläsern stimuliert.

b) Chinesische Arzneimitteltherapie

Inhalt der Chinesichen Arzneimitteltherapie (auch TCM Phytotherapie genannt) sind pflanzliche,  mineralische und traditonsgemäss ein paar tierische Produkte mit bekannten heilenden Eigenschaften. Von den ungefähr 5000 bekannten dokumentierten Einzelsubstanzen überwiegen klar die pflanzlichen Wirkstoffe. TCM-Arzneimittel sind nicht deshalb «chinesisch», weil ihre Inhaltsstoffe nur in China zu finden sind (Viele der Kräuter wachsen auch in unseren Breitengraden). Vielmehr ist ein Arzneimittel «chinesisch», weil es gemäss den Theorien der Traditionellen Chinesischen Medizin spezifische heilende Eigenschaften (wichtig sind Geschmack, Temperatur und Leitbahneintritt) besitzt. Die 400 am häufigsten verwendeten Einzelsubstanzen werden ausgleichend aufeinander abgestimmt und zu einer komplexen individuellen Rezeptur zusammengestellt. Traditionsgemäss, werden diese Kräuter zu täglich frisch gemachten Tees, sog. Dekokte zubereitet. In der Schweiz kommen heute vorwiegend moderne Verabreichungsformen wie Granulat-Extrakte, Tabletten und Hydrophile Konzentrationen zum Einsatz. Oft wird die Chinesische Arzneimitteltherapie mit der Akupunktur kombiniert.